Bebauungs-, Erschließungs- und Freiraumplanung im Konflikt
Ein gelebtes Städtebaukonzept für die B1-Achse - warum ?
“Andere Städte liegen an einem Fluss, Dortmund liegt an der B1.“
Die B1 als Dortmunds historische Stadtachse: wie im Mittelalter der Hellweg, war sie Reichsstraße von der deutsch-niederländischen Grenze vor Aachen über das Ruhrgebiet bis nach Königsberg. Ein großer Abschnitt ist seit 2014 offiziell „Stadtbereich mit besonderer Denkmalbedeutung“ - leider bisher ohne Folgen.
Die weitbekannte B1-Allee, ursprünglich 4-5 streifig mit Baumreihen auch an den Privatgrundstücken, Teil der geschützten Deutschen Alleenstraße, verbindet große innerstädtische Grünflächen vom Südwestfriedhof über Stadewäldchen und Westfalenpark bis hin zum Hauptfriedhof. Sie ist als immer wieder beschädigter Imageträger stark gefährdet.
Dabei könnte die Allee dem geschichtlichen Stadtraum-Erbe B1 den gestalterischen Halt für die Zukunft geben – auch bei einem Mix aus historischen Bauten und neuen Bürotürmen.
Beispiel Bereich B1/Semerteichstraße, eine Geschichte der Übergriffe und der Vernachlässigung: Über Jahrzehnte knabbert der wachsende Verkehr an der vierstreifigen Stadtallee, dann okkupieren expansive Neubauten den verbleibenden Seiten-Raum, jetzt soll ausgerechnet der ÖPNV die verbliebene Mittel-Allee ruinieren?
Fazit
Die B1-Achse ist ein Stück Stadt.
Städtebau ist gute und schöne Gestaltung, aber das ist längst nicht alles.
Was B1-Städtebau aktiv leisten muss - heute wie vor 100 Jahren: Das Wertvolle erhalten, weitergedachte Entwicklung befördern, Planungskonflikte fachübergreifend bewältigen.
Er ist das Ergebnis dieser Gesamtbetrachtung, und das muss für alle Planungsträger bindend sein.
Hauptzufahrt und Orientierungsachse - der meiste Straßenverkehr kommt über die B1 ins Stadtgebiet: Hier ist Dortmund. Die Silhouette der Stadt ist aus beiden Richtungen schon von weitem sichtbar. Beiderseits bilden markante Gebäude die Eingänge in die Stadt: im Westen das INHOUSE (ehem. Bosch-Gebäude), Signal Iduna Park, Westfalenhallen und Stadtkrone, im Osten die Gebäude der Deutschen Bundesbank und des ADAC, der Blick zum Florian. Reicht private Initiative für eine gute wirklich Entwicklung aus?
B1 - Ein wertvoller Standort
Hier liegen bundesweit bekannte Einrichtungen, wie Technische Universität, Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA), Westfalenhalle/Messezentrum, Signal Iduna Park/Stadion Rote Erde, Westfalenpark/Florianturm.
Dortmunds erste Büro- und Dienstleistungsadressen wie Technologiepark/-zentrum, Westfalenhallen, Signal Iduna Park, Amprion, Borussia Dortmund, Stadtkrone-Ost und Deutsche Bundesbank siedeln hier.
Dortmunds bedeutendster Hotelplatz mit Steigenberger, Dorint, Parkhotel, Wittekindshof und vielen anderen zieht die meisten Übernachtungsgäste an.
Präsentieren sich alle angemessen, wer bringt sie zusammen weiter?
meint: Schulterzucken ohne Kraft für ein klares Zukunftsziel, ebenso isoliertes Herumbasteln einzelner Fachdisziplinen an der Stadtachse B1, das geht nicht.
Höchste Zeit, fachlich über die verkehrlichen Aspekte und räumlich über die äußeren Bordsteinkanten der Fahrbahnen hinaus zu denken: Wer schafft ein integrierendes städtebauliches Gesamtkonzept des Stadtraums B1?
Wer führt die Fach- und Teil-Planungen sowie private Einzelvorhaben zusammen?
B1: Lebensort für viele - Entwicklungsraum mit (Konflikt-) Potential - nicht nur in der ersten Reihe
Die B1-Achse ist attraktiver, aber auch stark belasteter Wohn- und Lebensraum, von Uni-Umland und Dorstfeld, südlicher Innenstadt, nördlicher und südlicher Gartenstadt, bis zur Stadtkrone Ost, vielfältig wie ein eigener Stadtbezirk. Einen gemeinsamen Kümmerer aber gibt es nicht.
Zugleich ist sie ein gesuchter, aber schwieriger Entwicklungsstandort. Viele Projektplanungen haben ernste Auswirkungen auf die Nachbarschaft, immer wieder ist eine gegenseitig verträgliche Nutzung oder Erschließung neuer Bauvorhaben nicht gegeben (Südliche Innenstadt, Stadtkrone, Bereich B 54, Westfalentor, ehem. Siemens/Nixdorf-Gelände, Brachflächen an Dethmar-Mülher-Straße oder Gabelsberger Straße). Ausreichend klare Rahmenbedingungen dafür gibt es nicht, Streit ist programmiert.
Eine öffentliche Diskussion über den B1-Stadtraum als Ganzes ist ebenso unerlässlich wie die Einschaltung erstklassiger Experten, den Wettbewerb um beste Lösungsbeiträge, oder eine Thematisierung u. a. im Gestaltungsbeirat.